
Fritz Danner - Gedanken eines Ketzers, German language book
Order number: 11.019Wenn auch die Kirchen, sich den Erkenntnissen der Neuzeit anpassend, heute schon gewisse Einschränkungen bezüglich der Bibel als"Gottes Wort" vor allem in Hinblick auf das Alte Testament (AT) zugestehen, so besteht nach wie vor die Tatsache, daß im Religionsunterricht und in den Predigten immer auf die "unumstößlichen Wahrheiten" der "Heiligen Schrift" als Gotteswort hingewiesen wird. Trotz aller Widersprüche wird, wie eh und je, die Bibel als Grundlage aller Moral und Anständigkeit hingestellt und bildet die Grundlage jeder Volkserziehung. Alle staatlichen Schulen stehen auf "christlicher Basis", und auch die Mehrheit der Bevölkerung bekennt sich noch zu einer der christlichen Kirchen. Wenn auch dieses Bekenntnis bei der Mehrzahl der Kirchenmitglieder nur noch aus Gründen der Tradition oder Bequemlichkeit aufrecht erhalten wird, und sie längst nicht mehr alle Inhalte ihrer Releigion für richtig halten, so sind sie doch gedankenlos genug, um einen wesentlichen Teil der Erziehung ihrer Kinder, nämlich die Entwicklung des Seelenlebens in jungen Jahren der Kirche zu überlassen.
Deshalb ist es notwendig, den Gehalt der Bibel besonders dahingehend zu untersuchen, ob diese die geeignete Grundlage abgibt, um aus jungen Menschen wahrheitsliebende und brauchbare Mitbürger zu bilden. Da dies natürlich von der Kirche bejaht wird, wäre zu folgern, daß besonders fromme Christen und vor allem die Priesterschaft der Kirchen selbst vorbildlich ehrliche, aufrichtige und mit allen sonstigen Tugenden behaftete Menschen sind. Leider aber beweist die Wirklichkeit des täglichen Lebens nur allzu oft das Gegenteil. Die Frage liegt nun nahe, ob nicht vielleicht gerade die "biblische" Erziehung ein Grund für solche Fehlentwicklung ist.
Ergründen wir also das "Buch der Wahrheit" von Anbeginn an!
Vorauszuschicken ist, daß die christliche Lehre sagt, daß Jehova, der "Dreieinige Gott", allwissend, allmächtig und allgütig ist. Jeder Christ ist von diesen Eigenschaften seines Gottes überzeugt.
Wenden wir uns nun den ersten Eröffnungen in der Bibel, der Schöpfungsgeschichte, zu (1.Buch Mose). Nachdem Gott Himmel und Erde erschaffen hatte, machte er noch am gleichen Tage das Licht und die Finsternis und nannte es Tag und Nacht.
Am zweiten Tag beschäftigte sich Gott mit dem Ausbau des Himmels und trennte am dritten Tage auf der Erde das Festland vom Wasser und bepflanzte die Erde mit allerlei Gewächsen. Nun schuf Gott am vierten Tag Sonne, Mond und Sterne und bevölkerte am fünften Tag die Luft mit Gevögel und das Wasser mit allerlei schwimmenden Wesen. Am sechsten Tag aber krönte er sein Werk mit der Erschaffung aller Arten von Tieren, und schließlich schuf er noch den Menschen, dem er eine Rippe entnahm und daraus das Weib Eva baute. Gotte begutachtete dann sein gesamtes Schöpfungswerk noch einmal und stellte fest, daß "alles sehr gut" war.
Diese letzte Feststellung im 1 Kapitel des 1.Buch Mose müßte eigentlich überflüssig sein, denn von einem allmächtigen, allwissenden und allgütigen Gott ist sowieso nur Vollkommenes zu erwarten.
Im Anhang der meisten Bibelausgaben ist eine "Zeittafel der biblischen Geschichte". Nach dieser Zeittafel (die mir im Augenblick vorliegende "Heilige Schrift" wurde im Jahre 1912 gedruckt) wurde Adam, der angeblich erste Mensch, um das Jahr 4000 vor der üblichen Zeitrechnung, also vor rund 6000 Jahren erschaffen. Daß die Wissenschaft bereits längst nachgewiesen hat, daß der Mensch schon vor mindestens 750 000 Jahren entstanden ist, wird von der Kirche vollkommen mißachtet. Darauf aber soll es zunächst im Zusammenhang über Untersuchung der Glaubwürdigkeit des Inhaltes der "Heiligen Schrift" nicht ankommen.
Betrachten wir die "Schöpfungsgeschichte" der Bibel zunächst nur mit den Erkenntnissen des Elementarwissens, wie es jedem Schüler im Naturkunde-Unterricht gelehrt wird...
Wenn Gott am vierten Tage Sonne, Mond und Sterne erschuf, so ist zu fragen, wo das Licht des ersten Tages herkam und wie die Pflanzenwelt, die am dritten Tag der Schöpfungswoche geschaffen wurde, ohne die lebensspendenden Strahlen der Sonne gedeihen konnnte.
Diese Fragen sind besonders angebracht, da die Geistlichen, auf die Widersprüche zwischen Schöpfungsgeschichte und Erkenntnissen der Naturwissenschaften angesprochen, immer wieder betonen, daß die Bezeichnungen 1. bis 6. Tag natürlich nur bildlich zu verstehen seien und je Schöpfungstag ein größerer Zeitabschnitt zu denken wäre. Schließt man sich dieser Auslegung an, so ist aber der Vorgang der Reihenfolge der göttlichen Schöpfung noch unmöglicher und unglaubwürdiger geworden. Stünden diese Unmöglichkeiten in irgendeinem anderen Buch und nicht gerade in der Bibel, die immer noch für viele das "Buch der Bücher" ist, aus welchen sie ihr erstes Wissen und die kindliche Seele ihre ersten Eindrücke erhält, wäre die ganze Geschichte gar nicht erwähnenswert.
So aber werden in dem jungen Menschen, wenn er in seiner Entwicklung das logische Denken gelernt hat, die ersten Zweifel kommen. Drückt er diese Zweifel offen aus, etwa gar im Religionsunterricht, so wird er seine erste große Enttäuschung erleben müssen. Eine befriedigende Erklärung kann ihm der Religionslehrer nicht geben. Meist wird so ein "lästiger" Frager einfach ob seines"Unglaubens" grob abgekanzelt oder lächerlich gemacht. Außerdem ist nach christlicher Auffassung jeglicher Zweifel an "Gottes Wort" eine schwere Sünde, und, darauf hingewiesen, wird es der junge Mensch kaum ein zweitesmal wagen, Zweifel zu äußern. Er wird auf weltanschaulichem Gebiet ein willen- und geistloser Mitläufer, der glaubt, sein Nichtbegreifen liege an seiner persönlichen Unvollkommenheit.
Diese vermeintliche Unvollkommenheit sucht er naturgemäß anderen gegenüber zu verbergen, tut so, als ob er alles verstehen würde und wird so zu einem "willigen Schaf der christlichen Herde". Läßt sich aber ein junger Mensch nicht so ohne weiteres unterkriegen und bleibt sein Geist kritisch, so wird er spätestens dann notgedrungen zum Heuchler, wenn er merkt, daß er sich mit seinen "unbequemen" Fragen Feinde schafft und unter Druck gesetzt wird. Die Intoleranz der christlichen Kirchen scheut auch heute noch kein Mittel, um ihre Macht zu erhalten. das Wenigste, was einem"Unbequemen" geschieht, ist eine schlechte Note im teilweise noch "Pflichtfach" Religion.
In der weiteren Verfolgung der biblischen Geschichte stößt man auf weitere noch größere Ungereimtheiten. Nachdem Adam und Eva ein geruhsames leben im Garten Eden geführt hatten, aßen beide, trotz ausdrücklichen Verbots, von dem "Baume der Erkenntnis" und wurden hart dafür bestraft. Die Folgen waren die Ausweisung aus dem Paradies und die Verfluchung Evas und Adams. Sie sollte künftig nur noch unter Schmerzen Kinder gebären und er sollte nur noch im Schweiße seines Angesichtes Brot essen.
Leider steht nun in der Bibel keine Erklärung, warum Gott mit seinen ersten Menschen so ein grausames Spiel getrieben hat, denn als Allwissender wußte er natürlich von vorneherein, daß beide sein Verbot nicht beachten würden (und warum ist im übrigen das Streben nach Erkenntnis eine verbotene Sünde?). Diese "Fehlkonstruktion" von Mensch war schließlich sein eigenes Werk, und wenn er seine Menschen schon nicht fehlerfrei ausstatten konnte, so hätte er doch in seiner Eigenschaft als "Allgütiger" diesen ersten Fehltritt in christlicher Liebe verzeihen müssen, ihn aber mindestens die Strafe nach einer Bewährungsfrist erlassen können. Jedoch, die Strafe für diese Gebotsübertretung erweiterte der "Allgütige" noch dahin, daß er die bislang unsterblichen Menschen zum Tode verurteilte und bis zum heutigen Tag sowohl "Ungerechte" als auch "Gerechte" sterben läßt. Der sich schon immer wiederholenden Bemerkung, Gott habe dem Menschen bei der Schöpfung einen freien Willen gegeben ist entgegenzuhalten, daß an anderen Stellen der Bibel wiederholt betont wird, daß nichts auf der Erde geschehe ohne Willen Gottes. Also auch der erste "Sündenfall"!
Nachdem nun Adam und Eva aus dem Paradies ausgestoßen waren, gebar Eva zwei Söhne, den Kain und den Abel. Als diese eines Tages ihrem Gott ein Opfer darbrachten, gerieten sie in Streit, und Kain erschlug seinen Bruder Abel. Zur Strafe mußte Kean das Land verlassen, kam in ein anderes Land, nahm sich dort ein Weib, und dieses gebar ihm viele Kinder.
Die Bibel verschweigt nun, wie es für Kain möglich war, in einem "anderen" Land ein Weib zu finden. Bislang wurde uns doch nur mitgeteilt, daß Adam und Eva die ersten Menschen waren und diese zwei Söhne hatten. Erst in späteren Jahren gebar Eva nochmals einen Sohn, wie man im 4.Kapitel 1.Mose nachlesen kann. Dieser Sohn Adams kam erst zur Welt, als Adam bereits 130 Jahre alt war, und in den folgenden 800 Jahren zeugte Adam noch viele Söhne und Töchter, wie uns die Bibel berichtet. Hier im 5. Kapitel 1.Mose wird ausdrücklich erstmals von der Geburt von Töchtern gesprochen, so daß die Erklärung auf die Frage, woher denn plätzlich das Weib Kains gekommen sei, man würde im Ursprungsland des christlichen Glaubens, im Orient, eben nur die männlichen Geburten zählen, nicht stichhaltig ist. Da also für Kain keine Schwester da war, die er hätte heiraten können, muß es wohl außerhalb der jüdischen Lande Menschen gegeben haben. Allerdings hatten diese, im Gegensatz zu Adam und Eva, den Gott Jahwe nicht zum Schöpfer. Es wäre sonst zweifellos in der Bibel verzeichnet!
Mit der biblischen Berichterstattung im 6. Kapitel des 1. Buch Mose kommt man als denkender Mensch nun vollends durcheinander, denn hier erscheint plötzlich eine dritte Gattung Mensch, die die "Kinder Gottes" gennant werden, und von denen vorher nicht berichtet wurde. Es wird jedenfalls erwähnt, daß sich Gott ärgert, weil seine Kinder hübsche Töchter der sündigen Menschen zu Weibern nehmen, und darauf beschließt, einen Teil seiner Schöpfung wieder zu vernichten. Nur Noah mit seiner Familie und von jeder Tiergattung ein Paar sollten überleben. Und so geschah es. Die Sintflut vernichtete aber nicht nur die "sündige" Menschheit, sondern auch Tiere und Pflanzen, obwohl letztere nach christlicher Anschauung seelenlos und demnach sündenfrei waren.
Bei kritischer Betrachtung dieser Vorgänge tauchen nun wieder folgenschwere Fragen auf! Warum hat Gott die sich erst so vermehren und sündigen lassen, wo er doch vom ersten Tag an, als Allwissender, wissen mußte, wohin die Entwicklung geht? Warum hat er aber auch die unschuldige Tier- und Pflanzenwelt mit dem grausamen Ertrinkungstod bestraft? Hätte Gott nicht andere Möglichkeiten finden können und müssen, sagen wir humanere, als seine Geschöpfe einem jämmerlichen Wassertod preiszugeben?
Wie die Bibel weiter aufzeigt, war diese Radikalkur auch wieder gänzlich ohne Erfolg. Der "Allwissende" hat es wieder nicht vorausgesehen, daß schon 300 Jahre später die Nachkommen Noahs in Babylon gerade so schlecht wie ihre Vorfahren vor der Sintflut waren und es bis zum heutigen Tag geblieben sind. Auch in der weiteren Verfolgung der biblischen Geschichte, wie sie vor allem im Alten Testament aufgezeichnet ist, finden wir die Handlungen Gottes viel zu oft nicht unserem ethischen Empfinden gemäß "göttlich"! Jedoch auf all die Fälle einzugehen, die zu beanstanden wären, würde bedeuten, mehrere Bücher damit zu füllen, und so soll eine kleine Auswahl von Bibelstellen, die im Anhang dieser kleinen Schrift angeführt sind, dem Leser Hinweise geben, um selbst in der Bibel nachlesen zu können.
Nur eine Begebenheit aus dem AT soll hier als Beispiel für viele andere Stellen, die eine gleiche oder ähnliche verruchte Moral aufzeigen, noch erwähnt werden:
Im 20. Kapitel 1. Mose gibt der Stammvater Abraham seine Frau Sara als seine Schwester aus und verkuppelt diese um eigenen Vorteils willen mit dem König Abimelech. Gott aber bestraft nun nicht den Lügner und Kuppler Abraham, sondern unbegreiflicherweise den grob getäuschten Abimelech. Darüberhinaus wird Abraham von Gott noch für seine Untat belohnt.
Aus dieser biblischen Schilderung irgendeine moralische Nutzanwendung zu ziehen, gelingt wohl nicht einmal dem verschlagensten Pfaffen. An anderen Stellen des AT werden Massenmord, Raub, Totschlag, Leichenschändung, Blutschande und viele andere, nach unseren Moralbegriffen als Verbrechen zu bezeichnende Taten von Gott geduldet und oft sogar befohlen!
- geheftet
- 41 Seiten